Ein Bekannter von mir ist Steinmetz. Ich glaube nicht, dass er in seinem Leben schon viele Texte geschrieben hat, aber er ist mit allen Wassern gewaschen. Neulich sagte er zu mir: „Ich habe immer einen schwarzen Edding in der Hosentasche. Wenn ich mal eine kleine Macke in einen dunklen Stein haue, bessere ich sie einfach mit dem Stift aus. Merkt kein Schwein.“ Ist das nun Pfusch? Oder eher eine angenehm lockere Einstellung, von der auch Schreibende einiges lernen können?
Schreibtechniken
Das Fundament für entspanntes Schreiben
In der deutschsprachigen Schreib-Community weht ein eisiger Wind. Ich kann nur den Kopf schütteln, wenn ich lese, wie in Schreibforen mit Schreibenden und ihren Texten umgegangen wird. Selbst in teuren Schreibkursen – und erst recht an den Unis – herrscht oft ein rauer Umgangston. Hinzu kommt ein verstaubter Zugang zu dem, was „gutes Schreiben“ sein sollte, der vielen die spielerische Freude an ihren eigenen Ideen und Worten raubt.
Über rohe Eier, Rohtexte und Feedback
„Rohtexte sind wie rohe Eier.“ Die Leiterin des Schreibworkshops reichte uns behutsam jeweils ein rohes Ei. Wir sollten es in der Hand halten und dabei zu diesem Satz als Schreibimpuls frei drauflos schreiben.
5 Tipps für wissenschaftliches Schreiben
Als ich an der Uni war, hielt ich „Forschen“ und „wissenschaftliches Schreiben“ für todernste Angelegenheiten. Es erschien mir selbstverständlich, dass ich mich dabei kompliziert – und mit möglichst vielen Fremdwörtern – ausdrücken musste. Ich wollte schließlich für voll genommen werden. Immerhin war ich eine Nachwuchs-Wissenschaftlerin! Umso schwerer fiel es mir, meine Gedanken und Forschungsergebnisse zu Papier zu bringen.
Journaling: Trübe Gedanken wegschreiben
Eine schlimme Woche. Der Terroranschlag hier bei uns in Wien. Fassungslosigkeit. Mitgefühl mit den Betroffenen und die Angst vor weiteren Attentaten. Die unmittelbare Nähe des Grauens verstärkt das Gefühl, selbst einfach nur Glück gehabt zu haben. Unzählige Stunden habe ich genau dort in Eissalons und Lokalen verbracht, bin am Schwedenplatz in die U-Bahn gestiegen …
Zielgerichtet lesen, schlau zuhören, effizient notieren
Ich habe mich als Studentin oft gewundert, dass andere Studierende seitenweise Texte aus Fachbüchern exzerpiert haben. Auch in den Vorlesungen habe ich oft nur dagesessen, zugehört und mitdiskutiert – oder manchmal meinen Gedanken nachgehangen. Selten brachte ich in einem zweistündigen Seminar mehr als nur eine Handvoll Stichworte zu Papier. Selbst diese konnte ich später häufig nicht mehr zuordnen. Wenn mich jemand fragte: „Darf ich deine Mitschrift ausborgen“, musste ich verneinen. Nicht, weil ich meine Unterlagen nicht gern geteilt hätte. Sondern weil schlicht keine Mitschrift existierte.
Bye-bye, böses Bürokratendeutsch!
In der Geschäftswelt halten sie sich hartnäckig: Bürokratendeutsch, Worthülsen und Schachtelsätze. Der Berufsalltag ist geprägt von Formulierungen wie „bezugnehmend auf“, „im Rahmen von“ und aufgeblähten Begriffen wie „Problemstellung“ und „Themenbereich“. Nicht zu vergessen all die Abkürzungen, Fachbegriffe und Anglizismen, die nur Eingeweihte verstehen. Viele scheinen noch immer zu glauben, dass eine komplizierte Schreibweise den Inhalt eines Textes – samt Verfasser:in – aufwertet.