Schreiben mit den „Creative Questers“

Die Creative Questers – das sind die Autorinnen Stefka und Christina. Sie haben sich bei einem Schreibtreffen kennengelernt, hosten einen Podcast und organisieren Schreibevents wie das 100wordproject online und im Raum München. Ich habe mit Stefka über das Schreiben von Kürzestgeschichten und die verschiedenen Aktionen der Creative Questers geplaudert.

Stefka, erzähl uns etwas über deinen Hintergrund.

Gern. Ich heiße Stefka und bin eine leidenschaftliche Geschichtenerzählerin. Ich habe Englisch und Deutsch studiert, komme also schon aus der Schreib- und Literatur-Ecke. Ursprünglich wollte ich in Richtung Journalismus gehen und arbeite jetzt als Copywriterin auf Deutsch und Englisch.

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Ich habe schon immer geschrieben und Geschichten erzählt. Meine Freundinnen wissen: Wenn sie mir ein Bild schicken oder ein Zitat, dann bekommen sie mit einer 50/50-Chance dazu eine wilde Geschichte von mir zusammengesponnen.

Was hat es mit den „Creative Questers“ auf sich?

Ich hoste über die Meetup-Plattform Events von ShutUp&Write in München. ShutUp&Write ist eine große, internationale Schreibgruppe. Dort habe ich Christina kennengelernt, und wir haben entschieden, dass wir noch mehr im Bereich Schreiben machen wollen. Daraus sind die Creative Questers entstanden, und unter diesem Schirm organisieren wir einige Formate …

… zum Beispiel das 100wordproject! Was macht ihr dabei genau?

Wir sind eine internationale Gruppe und schreiben jeden Monat zu einem neuen Impuls ein Drabble, also eine Geschichte mit 100 Wörtern. Meistens treffen wir uns am ersten Freitag im Monat online. Zu diesem Zeitpunkt müssen alle ihre Geschichten fertig haben.

Beim Treffen liest dann jeder seine Geschichte vor, und dann stimmen wir über den nächsten Schreibimpuls ab. Es ist toll, die verschiedenen Stimmen der Leute zu hören, und die unterschiedlichen Arten, wie sie einen Impuls interpretieren. Und zu erleben, wie sie sich irgendwann trauen, zu sagen: „Ja, ich bin Autor, ich schreibe Geschichten!“ Demnächst werden wir unseren ersten Sammelband mit Geschichten herausgeben.

Was sind das für Schreibimpulse?

Wir haben immer englische writing prompts, denn die meisten von uns schreiben auf Englisch. Auf Deutsch zu schreiben ist natürlich auch erlaubt. Bisher war ein Impuls immer ein einzelnes Wort. Wir hatten schon luck, love oder New Year … der Impuls im Mai lautet princess.

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Wie ist die Idee zur Begrenzung auf hundert Wörter entstanden?

Ich schreibe schon länger Kurzgeschichten zwischen 500 und 3000 Wörtern. Als ich angefangen habe, als Copywriterin zu arbeiten, ist mir erst bewusst geworden, wie viele Wörter ein Text wirklich hat. Man bekommt dabei oft konkrete Vorgaben zur Wortzahl, zum Beispiel, weil für einen Website-Text nicht mehr Platz ist. So bin ich auf das Thema gekommen.

Am Anfang habe ich immer gesagt: „Ihr müsst nicht genau hundert Wörter schreiben, sondern plus/minus zehn Prozent.“ Aber viele entwickeln den Ehrgeiz, die Geschichte mit exakt hundert Wörtern zu erzählen. Hinter so kurzen Texten steckt auch der Gedanke, dass man sich damit angewöhnt, die Geschichten abzuschließen und zu präsentieren. Man muss sich irgendwann sagen: „Das ist jetzt, wie es ist, und ich höre auf mit meinem Perfektionismus.“

Was findest du schwierig am Schreiben von Kurztexten?

Den Spannungsbogen wirklich abzuschließen. Man hat eine Idee für den Kern der Geschichte, will aber noch alles Mögliche unterbringen. Darum schreibe ich mir gern einen Elevator Pitch für meine Geschichten, um auf den Punkt zu bringen, worum es genau geht. Die Kunst ist für mich, den Spannungsbogen zu schließen und zu sagen: „Hier ist das Ende, ich führe das aus, erledigt.“

Was für Leute schreiben bei euch mit?

Logo der Creative Questers

Ich glaube, es sind etwas mehr Frauen als Männer. Die Älteste in der Runde ist schon über Sechzig, die Jüngste Anfang Zwanzig. Wir haben zum Beispiel Autor:innen aus Deutschland, den Niederlanden, Rumänien, England und Amerika. Das ist wirklich toll: Man kriegt so viele Blickwinkel, jeder schreibt aus seinem Erfahrungsschatz.

Wir haben auch Leute, die an längeren Projekten schreiben, und uns mit Häppchen von hundert Wörtern immer einen kleinen Einblick geben. Manche schreiben lyrisch, andere bringen den Witz gut rüber. Von lustig bis tragisch war bei den Texten schon alles dabei.

Gebt ihr einander in der Gruppe auch Feedback?

Ja. Natürlich ist es okay, wenn jemand sagt, er möchte die Geschichte einfach nur wirken lassen. Aber die meisten wollen wissen, ob es funktioniert, was daran gefällt und was nicht. Manche kurzen Geschichten zielen ja darauf ab, am Schluss den richtigen Moment zu erwischen. Beim Vorlesen siehst du sofort an der Reaktion, ob deine Geschichte funktioniert.

Was organisiert ihr bei den „Creative Questers“ sonst noch?

Wir machen hier in München regelmäßig Graveyard Walks, da gehen wir auf Friedhöfe und lassen uns von der Atmosphäre inspirieren. Danach gehen wir in ein Café und schreiben oder unterhalten uns. Manchmal organisieren wir Schreibworkshops. Außerdem haben wir einen monatlichen Podcast. Dabei reden Christina und ich über Schreiben und Kreativität, wir hatten schon Themen wie „Perfektionismus“ und den „inneren Kritiker“, „Schreibcommunity“ oder „Memoir“. Demnächst geht es ums Thema „Dialog“.

Wie kann man bei euch mitmachen?

Auf unserer Website findet man alle aktuellen Events. Wir sind auch offen für alle, die sich bei uns mit Ideen einbringen möchten. Ansonsten kann man auf der Meetup-Plattform bei ShutUp&Write mitmachen. Diese Gruppen gibt es in vielen Städten. Da kann man einfach vorbeikommen oder auch selbst Treffen hosten. Wir hatten schon Leute, die haben dabei ihre Doktorarbeiten geschrieben oder etwas programmiert.

Was ist dein liebster Schreibtipp?

Was für mich am besten funktioniert: Den Timer zu stellen und zu sagen, ich schreibe jetzt. Auch wenn ich einfach nur die Gedanken fließen lasse, auch wenn ich nur „spiele“ und gar nichts dabei herauskommt. Ich lasse mich auch gern von einem Wort oder einem Bild inspirieren. Man kann einfach eine Freundin bitten: „Schick mir ein Wort!“ Und dann schreibt man etwas dazu.

Weitere Details findest du auf der Website der Creative Questers. Besuche auch die persönlichen Websites von Stefka und Christina: Dort sprechen sie über ihre aktuellen Projekte und Publikationen.

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