Musik zum Schreiben: Figuren und Settings kennenlernen

Im ersten Teil dieser Mini-Serie über das Schreiben mit Musik ging es darum, wie wir Musik einsetzen können, um uns in verschiedene Schreibstimmungen zu versetzen: Einige Musikstile fördern unsere Entspannung, andere treiben uns eher an. Wir können Musik aber auch als konkreten Impuls nutzen, wenn wir an einem Roman oder einer Kurzgeschichte arbeiten. Dafür habe ich hier drei Tipps für dich.

I. Figurenentwicklung: Welche Musik hört deine Figur?

Beim Schreiben nehmen wir uns idealerweise viel Zeit dafür, unsere Figuren kennenzulernen und beleuchten Facetten aus ihrem Leben – auch solche, die gar nicht in der Geschichte vorkommen werden.

Hast du schon mal darüber nachgedacht, welche Musik deine Hauptfigur mag? Spielt sie selbst ein Instrument? Besucht sie auch Konzerte? Vielleicht hing sie stundenlang in der Warteschleife, um eine Karte für Taylor Swift zu ergattern. Vielleicht zeltet sie bei strömendem Regen beim Wacken Open Air. Oder sie gönnt sich jede Saison ein teures Abo für die Philharmoniker. Solche Dinge können uns viel über unsere Figur verraten.

Lass doch deine Figur mal ihre eigene Playlist zusammenstellen und höre sie beim Schreiben. (Das kann anstrengend sein, wenn du diese Musik selbst nicht gut findest, aber so lernst du deine Figur von einer neuen Seite kennen!)

Und falls Musik in ihrem Leben gar keine Rolle spielt, könntest du dich fragen: Warum eigentlich nicht? Vielleicht war sie froh, dass sie nach der Schulzeit endlich die ungeliebte Geige für immer an den Nagel hängen konnte. Oder sie ist aus dem Schul-Chor rausgeflogen, weil sie immer schief gesungen hat …

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II. Schauplatz: Wie klingen andere Zeiten und Orte?

Während wir einen Film schauen, bemerken wir oft gar nicht, wie die Musik perfekt auf jede einzelne Szene abgestimmt ist. James Newton Howard, Alexandre Desplat oder Rachel Portman schaffen es, unsere Emotionen mit ihrer Filmmusik unbewusst zu verstärken. Diesen Effekt können wir vor allem dann nutzen, wenn wir dramatische oder romantische Szenen schreiben. Aber wir können die passende Musik zu unserem Projekt sogar noch gezielter auswählen:

Dein Roman spielt in New York oder Wien, aber du kannst gerade nicht dorthin reisen? Kein Problem! Auf Youtube kannst du dir stundenlang den New Yorker Streetsound, Wiener Kaffeehausgeräusche und viele andere musikalische Hintergründe reinziehen.

Vielleicht schreibst du eine Geschichte, die in einer anderen Zeit spielt. Weißt du genau, welche Musik man damals gehört hat? Mönchsgesänge aus dem Mittelalter oder ein „Best Of“ der Bee Gees wirken wie eine Zeitmaschine.

Manchmal spielen unsere Geschichten auch an fernen Schauplätzen, an denen wir selbst noch gar nicht waren. Dann müssen wir natürlich Hintergründe zur dortigen Kultur recherchieren. Auch Musik kann ein Teil davon sein: Vielleicht hört unsere Hauptfigur dort Trommeln, Gamelan oder Kanto-Pop. Musik aus anderen Teilen der Welt zu hören, kann unseren Horizont erweitern und uns helfen, beim Schreiben gedanklich an diese Orte reisen.

III. Memoir: Woran erinnerst du dich?

Wenn du einen autobiographischen Text schreibst, kannst du deine Erinnerungen mit Musik aus deiner eigenen Kindheit und Jugend wieder hervorlocken. Das kann die Schlagerparade sein, die du immer bei deinem Opa gehört hast. Die abgenudelte Kassette (manche von uns erinnern sich) mit Kinderliedern, die du im Auto immer wieder hören wolltest. Dein erstes Live-Konzert. Oder die Songs, die deine große Schwester mit ihrer Punkband gespielt hat.

Und dann waren da auch noch: Mixtapes! Die Älteren von uns erinnern sich, wie fummelig das war: Einzelne Songs von Schallplatte auf Kassette aufzunehmen oder vor dem Radio zu lauern, bis das Lieblingslied kam. Und dann quatschte wieder der Moderator rein. Was waren das für Songs, die dir damals wichtig waren? Mach dir doch gleich mal eine Playlist dazu.

Du hast Lust, gemeinsam in Jugenderinnerungen einzutauchen und lustige Anekdoten zu Papier zu bringen? Dann schreib mit in meinem musikalischen Online-Schreibworkshop Soundtrack deiner Jugend. Hoher Nostalgiefaktor!

Erstmals veröffentlicht am 13. Oktober 2021. Überarbeitet am 5. März 2024.

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