Profi-Schreibtipps für deinen Blog

Eduard „Eddy“ Andrae ist einer der beiden Gründer von trusted blogs: Die Plattform bietet seit 2014 eine Blog-Suchmaschine und einen Marktplatz für Blog-Marketing. Dahinter steht eine sympathische, nutzerorientierte Philosophie, bei der es nicht primär um Profit geht, sondern um die Leidenschaft am Bloggen. Für dieses Interview durfte ich den Blog-Experten Eddy mit meinen Fragen löchern.

Eddy, wie lange befasst du dich schon mit dem Thema „Bloggen“?

Zu meinem 40. Geburtstag habe ich mir überlegt, ich höre auf zu rauchen und fange an zu laufen. Da hat ein Schalter bei mir im Gehirn „Klick“ gemacht, und um diesen Wandel für mich zu dokumentieren, habe ich angefangen, das in einem Blog aufzuschreiben. Ich wollte gucken, ob ein Kettenraucher es schafft, zum Nichtraucher zu werden, und dann vielleicht sogar zum Marathonläufer. Im Januar 2006 habe ich damit angefangen, und im September bin ich tatsächlich in Berlin den Marathon gelaufen.

Eduard „Eddy“ Andrae

Damals war ja noch die Blütezeit des Bloggens. Würdest du sagen, dass ein Blog heute noch zeitgemäß ist?

Man sagt dem Bloggen schon lange nach, dass die Zeit vorbei ist. Das wird man auch in zehn Jahren noch sagen, aber auch dann wird es immer noch Blogger:innen geben. Sie werden dann vielleicht anders heißen, aber vom Prinzip her bleibt es das Gleiche. Ich glaube nach wie vor an die Bedeutung von Content, der von Blogs kommt. Irgendwo habe ich mal eine Statistik gesehen, die besagt, dass drei Viertel aller Websites einen Blog haben.

Wer sollte denn bloggen – und warum?

Da gibt es zwei Aspekte: Einmal als Hobby und einmal aus beruflicher Sicht. Jedes Unternehmen sollte einen Blog haben, um sich fernab von der hochglanzpolierten Darstellung auch von einer menschlichen Seite zu zeigen. Damit kann man Kunden persönlicher ansprechen oder neue Mitarbeiter anziehen, die sich informieren möchten. Ein Corporate Blog gehört zum Online-Auftritt einfach dazu.

Hobbymäßig sollte bloggen, wer Lust dazu hat. Ich rate dringend davon ab, privat einen Blog zu starten, um damit Geld zu verdienen. Das funktioniert nicht. Ein Blog lebt davon, dass ein Mensch dahinter steht, der sich für ein Thema begeistert und sich mitteilen möchte. Das ist authentisch und glaubhaft, und das interessiert mich als Leser. Wenn man versucht, Content zu produzieren, nur um damit Geld zu verdienen, lebt der Blog nicht. Außerdem gibt es zum Geldverdienen effizientere Möglichkeiten als das Bloggen.

Heißt das also, man kann mit dem Bloggen kein Geld verdienen?

Natürlich kann man mit einem Blog auch Geld verdienen, ich selbst bin mit meinem kleinen Laufblog ein gutes Beispiel dafür und beteilige mich gern an Kooperationen. Für mich ist aber wichtig, dass die Lust am Bloggen der Auslöser sein sollte, und nicht das Ziel, damit Geld zu verdienen. Das Geldverdienen folgt dann fast automatisch.

Lust auf noch mehr Inspiration für dein Schreiben? Dann lade dir jetzt für 0 Euro meine Schreibfreuden-Rezepte herunter:

Ein Mini E-Book mit Tipps, die dich entspannt in den Flow bringen!

Wie werde ich mit meinem Blog sichtbar?

Am wichtigsten ist es, den Content zu erstellen, ohne sich am Anfang groß Gedanken darüber zu machen, wie er am besten performt. Es geht darum, die Story aufzuschreiben, die du transportieren möchtest. Erst in zweiter Linie solltest du daran feilen, damit Google den Beitrag im Ranking höher setzt. Je mehr Content du produzierst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du zu dem Thema gefunden wirst.

Es geht darum, die Story aufzuschreiben, die du transportieren möchtest. 

Eduard Andrae

Der zweite Faktor ist die Zeit: Je länger dein Blog existiert, umso relevanter wird er. Ich möchte Suchmaschinenoptimierung nicht kleinreden, aber ich möchte sie als weniger wichtig einstufen als den Content. Ich erlebe oft, dass Bloggende sich damit mehr befassen als mit den Inhalten, und das ist immer ein Schuss ins Knie. Ich kann natürlich die Seite super optimieren, aber wenn dann da nur Mist drinsteht, habe ich nichts gewonnen. Wenn meine Seite die Leute nicht interessiert und die Verweildauer kurz ist, wird sie auch wieder von Suchmaschinen negativ bewertet.

Gibt es einen Richtwert, wie oft man bloggen sollte und wie lang die Beiträge sein sollten?

Ein Beitrag ist fertig, wenn er fertig ist. Ich kann natürlich einen einfachen Sachverhalt aufblasen, aber wen interessiert das? Wichtig ist, dass ich die Inhalte interessant verpacke, damit man sie gerne liest.

Bei der Häufigkeit muss man wieder zwischen privaten und beruflichen Blogs unterscheiden. Privat muss ich überhaupt nicht berücksichtigen, wie oft ich blogge. In meinem Laufblog habe ich in den letzten zwei Jahren die Frequenz drastisch reduziert, weil ich nichts zu sagen hatte. Natürlich wird die Seite dann seltener besucht, aber das tut mir ja nicht weh. Wenn der Blog aber zum Unternehmensauftritt zählt, und dann publiziere ich auf einmal zwei Monate lang nichts, ist das negativ. Dann könnten die Leute denken: Bei der Firma kaufe ich lieber nichts mehr, es sieht so aus, als ob die da bald das Licht ausschalten.

Hast du Tipps zur Vernetzung unter Bloggenden?

Blogrolls und Blogparaden sind weniger geworden seit der Anfangszeit, weil Bloggen insgesamt stiller geworden ist. Ich habe immer noch eine Blogroll im Footer von meinem Laufblog, merke aber, dass es über die Kommentare besser funktioniert. Ich bin auch ein Verfechter davon, dass man Kommentare postet, um sich sichtbar zu machen. Ein Blog ohne Kommentarfunktion ist kein Blog, sondern ein Magazin. Genau das ist ja der Charakter eines Blogs, dass man damit auch interagieren kann. Wenn du diese Funktion abschaltest, nimmst du dir diese Möglichkeit. Wenn du Kommentare unter deinem Blog willst, solltest du auch selbst welche in anderen Blogs posten. Nicht nur ein „Gefällt mir“, sondern ein, zwei geistreiche Sätze, dann kommen die Leute automatisch auch zu dir.

Ein Blog ohne Kommentarfunktion ist kein Blog, sondern ein Magazin.

Eduard Andrae

Was sind typische Fehler, die man beim Bloggen vermeiden sollte?

Im privaten Bereich würde ich sagen, mach ruhig mal einen Fehler, damit du etwas daraus lernst. Bei einem Firmenblog sehe ich zwei klassische Fehler. Erstens: den Zweck des Blogs falsch zu nutzen. Ein Blog ist kein Verkaufsinstrument, sondern er sollte aus einer anderen Perspektive geschrieben sein. Er sollte uns hinter die Kulissen gucken lassen und zeigen, wer dort arbeitet und welche Philosophie das Unternehmen hat. Und zweitens sollte dort regelmäßig frischer Content gepostet werden. Dazu sollte man mit einem Plan arbeiten und natürlich Leute haben, die Zeit haben, die Texte zu schreiben.

Was ist dein liebster Schreibtipp?

Stell dir die Frage ob das, was du jetzt schreibst, wirklich jemanden interessiert außer dir selbst. Ich klicke schnell weg, wenn du mir in deinem Blog erzählst, was du letztes Wochenende gemacht hast. Ein solches Tagebuch interessiert mich nur, wenn ich dich persönlich kenne. Denke aus der Leserperspektive: Dein Text sollte andere motivieren, dazu vielleicht etwas in einem Kommentar zu sagen. Zumindest aber sollte er einen Mehrwert oder eine Erkenntnis liefern, oder uns zum Lachen bringen. Vielleicht sogar alles zusammen.

Das hat dir gefallen? Dann lies gleich weiter …

Bild zum Bloginterview mit Nic Kruska.

Modernes Märchen für Erwachsene im Selfpublishing

Nic Kruska alias Sigune Reichardt® hat kürzlich den Roman Kays Quest – eine fantastische Reise ins Wohin herausgebracht. Im Interview sprechen wir darüber, wie dieses Buch entstanden ist und was … Weiterlesen …
Bild zum Bloginterview Gateless Writing.

Bloginterview über „Gateless Writing“

Ann-Kathrin Marr von der Autorenschule „Textmanufaktur“ hat mich kürzlich zu Gateless Writing interviewt. Im Bloginterview erzähle ich ihr, wie wir von dieser Methode für unser Schreiben profitieren können und warum … Weiterlesen …

Cookie Consent mit Real Cookie Banner