Kennst du das auch? Du hast dich top motiviert auf eine neue Idee für einen Roman gestürzt. Vielleicht hast du beim NaNoWriMo mitgeschrieben und dabei immerhin 20 000 Wörter geschafft. Vielleicht liegen auf deinem Rechner einige angefangene Manuskripte, doch bevor du eines davon zu Ende bringst, fängst du lieber ein neues an. Ganz schön frustrierend, oder?
Es gibt viele Ursachen, warum Schreibende bei längeren Projekten steckenbleiben. Ein häufiger Grund ist: Wir hatten eine vielversprechende Idee für den Einstieg und wissen ab einem bestimmten Punkt nicht mehr, wie unsere Geschichte weitergehen soll. Das geht vor allem denjenigen so, die ihren Roman nicht vorher geplottet haben, sondern einfach drauflos schreiben.
Entdeckendes Schreiben hat einen besonderen Reiz
(Nicht nur) wenn du feststeckst, kann es natürlich helfen, wenn du dich mit Plotmodellen beschäftigst. Du kannst versuchen, dir den weiteren Verlauf der Geschichte zu überlegen und ihn mehr oder weniger detailliert zu skizzieren. Einen Versuch ist das immer wert.
Setze dich aber damit nicht zu sehr unter Druck: Falls dir das Plotten nicht liegt, starrst du dann vielleicht erst recht ratlos aufs leere Blatt. Der Schreibtyp des pantsers entwickelt seine Geschichtenideen nicht im Kopf, sondern sie tauchen erst beim Schreiben auf. Hinweise auf die Drei-Akt-Struktur oder Blake Snyders „Beat Sheet“ helfen daher oft nicht weiter, wenn sich dieser Schreibtyp blockiert fühlt.
Die große Drauflosschreiberin Margaret Atwood hat einmal gesagt: „Wenn ich einen Roman schreibe, kommt da zuerst ein Bild, eine Szene oder eine Stimme. Etwas relativ Kleines. Die Struktur und der Aufbau finden sich während des Schreibens. Ich könnte nicht anders herum schreiben, mit der Struktur zuerst. Das wäre zu sehr wie Malen nach Zahlen.“
Dieses entdeckende Schreiben hat für viele einen besonderen Reiz: So macht ihnen das Schreiben Spaß. Wenn dagegen der Plot schon steht, kommt ihnen das Schreiben langweilig vor und sie verlieren die Lust. Bist du so ein Schreibtyp? Dann bringen dir vielleicht folgende Tipps deine Motivation zurück:
I. Erfinde ein unerwartetes Detail
Das Krankenzimmer, in dem es nach Desinfektionsmittel riecht, oder die Polizeiwache mit dem grimmigen Cop: Wenn wir über vertraute Orte schreiben, spulen wir automatisch Bilder ab, die wir schon tausendmal gesehen haben. Logisch, dass uns solche Szenen schon beim Schreiben langweilig vorkommen.
Aber was wäre, wenn plötzlich ein Känguru über den Krankenhausflur hüpft? Oder wenn jemand im Clownskostüm die Polizeiwache stürmt? Was könnte an den Schauplätzen deines Romans Unerwartetes passieren? Grübele nicht lange nach, sondern schreibe. Wahrscheinlich taucht das spannende Detail vor dir auf dem Papier auf!
II. Schreibe etwas ganz anderes
Das Internet ist voll von Schreibimpulsen. Suche nach writing prompts, und du wirst Listen finden, die du nutzen kannst, um zwanglos im Schreibfluss zu bleiben. Schreibe nicht nur zu Impulsen, die dir liegen: Oft bringen uns gerade solche Anregungen weiter, die wir auf den ersten Blick seltsam finden. Stell dir den Timer auf zehn Minuten – und los geht‘s.

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III. Leg deiner Figur neue Steine in den Weg
Wir wissen es alle: Konflikte machen Geschichten spannend. Also mache es deiner Hauptfigur nicht zu leicht, ihr Ziel zu erreichen. Leg ihr doch mal wieder ein paar neue Steine in den Weg! Vielleicht tut sich in ihrem Alltag eine Hürde auf, mit der sie nicht gerechnet hat, oder es entwickelt sich ein Streit mit einer Nebenfigur.
Oder vielleicht steht sich die Figur mit einer ihrer Schwächen selbst im Weg. Lass sie probeweise über neue Hindernisse stolpern und Lösungen finden, während du drauflos schreibst. Wenn diese neuen Szenen keinen Platz in deinem Roman finden, wirf sie nicht weg. Es könnte später eine neue Geschichte daraus entstehen …
IV. Wechsele (temporär) die Perspektive
Lass doch mal das Haustier oder ein unbelebtes Objekt im Raum die Szene schildern, bei der es gerade hakt. Vielleicht eröffnet dir das eine ganz neue Sicht. Oder überdenke grundsätzlich deine Erzählperspektive. Schreibe probeweise ein Kapitel um. Wird es dadurch lebendiger? Fällt dir das Schreiben aus diesem Blickwinkel leichter? Vielleicht ist das ja der Schlüssel dafür, dass du weiterkommst.
Nimm dir zwischendurch Zeit für möglichst originelle Schreibübungen, die deine Fantasie anregen. Wenn das Plotten dir nicht liegt, brauchst du vermutlich mehr Zeit, um später beim Überarbeiten deine Struktur zu entwickeln. Lass dich davon jetzt nicht stressen: Es gibt nicht den einen richtigen Weg zum fertigen Roman. Bis dahin sollten wir uns unsere Experimentierfreude bewahren, denn Schreiben soll schließlich Spaß machen!
Das hat dir gefallen? Dann lies gleich weiter …

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