Dein Sommer in sechs Wörtern

Kennst du „Flash Fiction“? Das sind Kürzestgeschichten mit maximal 1500 Wörtern, die einschlagen wie ein Blitz! Die Variante „Microfiction“ hat sogar nur maximal 300 Wörter – und es ist erstaunlich, wie viel man damit erzählen kann. Aber es geht noch kürzer: Mit Sechs-Wort-Geschichten oder Six Word Stories. In diesem Beitrag gebe ich dir einige Anregungen, wie du in sechs Wörtern den Sommer festhalten kannst.

Die erste Sommerliebe. Die ausgefallene Klimaanlage. Der fiese Sonnenbrand. Alle Facetten des Sommers, egal, ob angenehm oder lästig, eignen sich für deine Mini-Story. Hier einige Textbeispiele von der Plattform Six-Word-Memoirs.

Holding hands, pushing back the fall.

Calm nights in the moon-lit backyard.

A bee sting between two toes.

Sechs-Wort-Geschichten dürfen leidenschaftlich, luftig-leicht oder lustig sein – alles ist möglich! Du liebst den Sommer? Schreibe darüber. Du hasst die Hitze und freust dich auf den Herbst? Erzähle mehr davon. Die einzige Regel: Sechs Wörter. Keins mehr, keins weniger.

1. Sammele erste Ideen

Stell dir den Timer auf zwei Minuten. Liste alle Dinge auf, die du mit dem Sommer verbindest oder die es nur zu dieser Jahreszeit gibt. Starte ruhig mit dem Naheliegenden – Sonne, Meer, Sommersprossen … Notiere alles, was dir durch den Kopf schießt. Zensiere dich nicht, und scheu dich nicht, dabei auch scheinbar banale Dinge festzuhalten.

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2. Geh in die Tiefe

Schau dir deine Liste an und markiere alles, was dir Lust aufs Weiterschreiben macht. Stell dir den Timer auf zwei Minuten. Schließe die Augen und erinnere dich an Sinneseindrücke, die du mit diesen Dingen verbindest:

Wie hat es im Ferienhaus deiner Oma gerochen? Wonach hat das Eis geschmeckt, das du als Kind immer gegessen hast (und das es heute gar nicht mehr gibt)? Welche Farben fallen dir ein? Spürst du etwas auf deiner Haut, deinen Lippen, deinem Gesicht? Hast du den nervigen Sommerhit noch im Ohr? (Du könntest ihn dir auch beim Schreiben anhören!)

Diese Eindrücke kannst du ebenfalls als Liste festhalten oder einen kurzen Fließtext schreiben. Kümmere dich dabei noch nicht um die Länge. Das Ziel dieser Vorübung ist, dass sie dir Klarheit bringt: Vertraue darauf, dass sich allmählich herauskristallisieren wird, was dir wichtig ist. Im nächsten Schritt versuchst du schließlich, das Wesentliche in sechs Wörtern auf den Punkt zu bringen.

3. Wähle die passenden Wörter aus

Eine Sechs-Wort-Geschichte skizziert mit wenigen Worten ein Szenario, doch die Details spielen sich nur in unserer Fantasie ab. Gelungene Stories sind intensiv und wirken oft noch lange nach. Entscheidend ist dabei, die passenden sechs Wörter auszuwählen und sie kunstvoll aneinanderzureihen.

Wie das funktioniert, sehen wir an der berühmtesten Six Word Story der Welt: For sale: Baby shoes, never worn. Sie wird Hemingway zugeschrieben und wird häufig zitiert, weil sie genial konstruiert ist: Sie enthält alle Elemente eines spannenden Plots (wie ich in diesem Beitrag erläutere) und jedes Wort wurde ganz bewusst gewählt:

Warum beginnt die Geschichte mit „zu verkaufen“ und nicht mit „zu verschenken“? „Zu verkaufen“ lässt uns sofort an eine Kleinanzeige denken. Bei „zu verschenken“ sehen wir die Babyschuhe eher mit einem Zettel am Straßenrand stehen, und damit haben sie keinen besonderen Wert.

Warum sind es die Schuhe eines „Babys“ und nicht die eines „Kindes“? Die Wirkung ist umso dramatischer, je jünger die Figur ist. (Denn es hat sich gezeigt, dass die meisten Menschen die Geschichte so verstehen, dass das Baby gestorben ist.) Wir ändern ein einziges Wort, und schon löst die Geschichte andere Assoziationen und Emotionen aus.

Eine Textvariante hätte lauten können: „Zu verkaufen: Kinderspielzeug, nie benutzt“. Doch das ist lediglich eine Info, aber keine Geschichte. Schließlich türmt sich in den meisten Kinderzimmern ungeliebtes Spielzeug, das irgendwann verscherbelt wird … Wenn wir dagegen den Originaltext lesen, läuft ein berührender, vielleicht tragischer Film in unseren Köpfen ab.

Daher mein Tipp: Lede jedes deiner sechs Wörter auf die Goldwaage! Experimentiere mit verschiedenen Varianten, lies sie dir laut vor überlege, ob sie die Wirkung haben, die du erzielen möchtest.

Hast du jetzt Lust bekommen, das spannende Genre der Kürzestgeschichten (mit sechs und mehr Wörtern) zu erforschen? Möchtest du in netter Runde an deinen Texten feilen und erfahren, wie sie wirken? Dann schreib in meinen Online-Schreibworkshops Flash Fiction oder Microfiction mit.

Das hat dir gefallen? Dann lies gleich weiter …

Bild zum Blogbeitrag Schreibimpulse fürs Sommerloch, zeigt ein Notizbuch und einen Drink.

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