Zu allen Zeiten und in allen Kulturen haben Menschen einander Anekdoten erzählt. Wir lieben es, in Romane, Filme oder Theaterstücke einzutauchen. Wir lassen uns sogar (oft unbewusst) von guten Verkaufsstories verführen. „Storytelling“ ist etwas Elementares, Menschliches: Wir alle können Geschichten erzählen. Aber welche Zutaten braucht eine Geschichte, um zu fesseln und zu berühren? Und wie finden wir heraus, welche Geschichten wir erzählen wollen?
Zunächst einmal können wir uns bei dieser Frage … entspannen! Oft sind es nämlich scheinbar banale Geschichten, die am besten ankommen. Das sind Geschichten, die von Situationen handeln, die wir alle schon erlebt haben. Von Charakteren, in denen wir uns und andere wiedererkennen. Geschichten, die etwas Universelles widerspiegeln, das uns miteinander verbindet. Wir müssen also keine Sorge haben, dass unsere eigene „schriftstellerische Vorstellungskraft“ nicht ausreicht, um etwas Interessantes zu erzählen. Ganz im Gegenteil: Von einem solchen „Geniekult“ sollten wir uns gleich wieder verabschieden.
Die Geschichten sind längst da!
Wir können davon ausgehen: Unsere Geschichten sind längst da. Die Frage ist also, mit welchen Tricks wir sie hervorlocken können. Beim Gateless Writing machen wir das mit Schreibimpulsen. Oft funktionieren einfache, autobiographisch inspirierte Impulse am besten. Zum Beispiel: „Erinnere dich an das Lieblingsessen aus deiner Kindheit.“ Denke nicht lange nach, sondern schreibe einfach drauflos. Schließe die Augen. Spüre den Geschmack auf deiner Zunge, den Duft in deiner Nase. Mit welchen Menschen hast du damals gegessen? Wo warst du? Wie hast du dich gefühlt?
Teile ehrliche Emotionen und alltägliche Szenen
Vermutlich tauchen sofort sinnliche Bilder vor deinem inneren Auge auf … Und wenn du eine Weile geschrieben hast, kann es sein, dass die Geschichte gar nichts mehr mit deinem „Lieblingsessen“ zu tun hat. Vielleicht sind Figuren aufgetaucht und du hast dir etwas ganz Neues ausgedacht. Viele Dinge können uns auf diese Weise zum Schreiben inspirieren. Eine Begegnung. Eine Reise. Ein Traum. Eine Erinnerung. Ein Gesprächsfetzen. Wir können unseren Blick schulen, um in solchen Alltagsdingen das Potenzial für unsere Stories zu erkennen.
Wie schreiben wir eine Geschichte, die andere berührt? Indem wir ehrliche Emotionen teilen und auch die verletzlichen Seiten von uns (oder unseren Figuren) zeigen: Mit Schwächen, Ängsten und Unsicherheiten, die wir alle kennen. Bei einer packenden Geschichte steht auch immer etwas für die Figur auf dem Spiel. Es muss dabei nicht um Leben und Tod gehen: Auch alltägliche Risiken und zwischenmenschliche Konflikte lassen uns beim Lesen mitfiebern. Steht sich die Figur mit ihren Schwächen selbst im Weg? Wird sie ihre Ängste überwinden? Solche Fragen motivieren uns, weiterzulesen.
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Überlege, wie sich die Figur verändert …
Damit kommen wir zu einem weiteren wichtigen Element einer fesselnden Story: Veränderung. Die Hauptfigur sollte sich im Laufe der Geschichte verändern. Sie gewinnt an Reife, hat ihre Ängste besiegt, oder eine (vielleicht auch bittere) Erkenntnis gewonnen …
Wenn du das nächste Mal einen Film siehst oder einen Roman liest: Versuch doch mal, konkret zu benennen, wie sich die Hauptfigur im Laufe der Geschichte verändert hat. Du kannst die Techniken des Storytelling auch in der Werbung analysieren. Was ist die Geschichte des Produkts? Welche Veränderung (Verbesserung!) wird uns versprochen, wenn wir es kaufen?
… und wie wir uns mit ihr identifizieren können
Wie findest du nun eine fesselnde Story? Frage dich, welche bedeutsamen Momente oder Situationen du bisher erlebt hast. Gab es etwas, das dich besonders geprägt hat? Eine Erfahrung, die dich verändert hat? Hast du dich schon einmal fehl am Platz gefühlt? Wofür hast du dich geschämt? Was war dir peinlich?
Beginne bei deinen eigenen Erfahrungen und verfremde sie dann schrittweise. Ändere die Orte, erfinde neue Figuren. Was bleibt, ist die intensive Erfahrung, mit der wir uns beim Lesen identifizieren können. Auch wenn du dir von A bis Z eine Geschichte ausdenkst, können dir solche Fragen dabei helfen, deine Figuren besser kennenzulernen.