Fragen an eine Kinderbuchautorin

Die Geigerin Marie-Luise Dingler hat während der „Corona-Zwangspause“ zusammen mit der Illustratorin Jessica Marquardt das Kinderbuch Hurra, wir spielen ein Konzert veröffentlicht. Im November 2022 ist die Fortsetzung Trau dich, kleine Maus erschienen. Ich habe mit Marie-Luise über das Schreiben von Kinderbüchern, ihren Schreibprozess und das Selfpublishing gesprochen.

Marie-Luise, erzähl uns etwas über deinen Hintergrund

Ich bin hauptberuflich Musikerin und spiele zusammen mit meinem Bruder Christoph im Geigen-Duo „The Twiolins“. Das erste Mal sind wir bei Jugend musiziert gemeinsam aufgetreten, und später haben wir in Mannheim studiert. Im Studium haben wir auch solistisch, im Quartett und im Orchester gespielt. Das Duo hat uns aber am meisten Spaß gemacht, und wir haben dafür das beste Feedback bekommen. Mittlerweile machen wir nichts anderes mehr.

Wie bist du dazu gekommen, Kinderbücher zu schreiben?

Man hat ja manchmal Ideen im Kopf und denkt: „Wenn ich Zeit habe, schreibe ich die mal auf.“ Diese Zeit kam dann im Lockdown, in dem mein erstes Buch entstanden ist. Ich habe gemerkt, dass mir das Spaß gemacht hat, und es gab viel positive Resonanz. Es hat mich motiviert, dass ich mit meiner Geschichte Kindern und Eltern etwas geben kann. Dann kam bald die Idee für das zweite Buch. Jetzt habe ich auch schon eine Idee für die nächste Geschichte, aber sie ist noch nicht ausgereift.

In deinen Büchern spielt Musik eine große Rolle. Um welche Themen geht es dabei noch?

Die Tiere in meinen Büchern spielen Instrumente, aber Musik ist nur die Plattform, auf der die Themen stattfinden. Im ersten Buch Hurra, wir spielen ein Konzert geht es um äußere Widerstände: Der böse Motzbär lässt Igel und Eichhörnchen nicht auf seiner Bühne spielen. Sie lassen sich davon nicht entmutigen und finden einen Weg, um ihr Konzert zu geben. Im zweiten Buch Trau dich, kleine Maus geht es um innere Widerstände: Die Maus würde gern mit der Flöte auftreten, aber sie traut sich nicht. Igel und Eichhörnchen denken sich dann schöne Sachen aus, um ihre Angst langsam abzubauen.

Gibt es viele Kinderbücher, in denen die Hauptfiguren musizieren?

Es gibt viele schöne Bücher mit Musik oder über Musik: „Beim Geigenbauer“, „Im Orchester“, oder der „Nussknacker“ für Kinder aufbereitet. Aber dass die Figuren selbst musizieren und etwas damit erleben, gibt es nicht so oft. Zumindest nicht für die Kleineren. Ab dem Lesealter 10-12 findet man das schon eher.

Sind in deine Geschichten auch deine Erfahrungen als Musikerin mit eingeflossen?

Die Lösungen, die Igel und Eichhörnchen finden, kommen aus meiner eigenen Erlebniswelt. Wenn von außen Widerstand gekommen ist, haben wir mit den „Twiolins“ einfach immer alles selbst gemacht. Diese Erfahrung teile ich im ersten Buch.

Beim Musizieren, wie bei vielen anderen Tätigkeiten, gibt es immer exponierte Situationen. Wir haben gelernt, dass man vor großen Auftritten kleinere Hauskonzerte macht, oder dass man erst kürzere Stücke spielt und dann längere. Diese Herangehensweise, dass man sich schrittweise an eine Stresssituation gewöhnt, möchte ich mit dem zweiten Buch vermitteln.

Wie gehst du an deine Schreibprojekte heran?

Erst suche ich das generelle Thema, und dann versuche ich, das in eine kindgerechte Story umzubauen. Natürlich entwickelt man die Ideen dabei ständig weiter. In Trau dich, kleine Maus schützt ein lebendiger Vorhang aus Vögeln und Schmetterlingen die Maus beim Flötespielen vor den Blicken des Publikums. Als sie sich sicherer fühlt, lichtet sich nach und nach der Vorhang. Zuerst hatte ich dafür einen mechanischen Vorhang aus Holz im Kopf. Das wäre etwas hölzern geworden. Man kann also ruhig mit einem falschen Bild anfangen und es dann verbessern.

Schreibst du den Entwurf in einem Rutsch runter?

Nein, ich schreibe die Geschichte Seite für Seite. Eine dreiviertel Stunde ist das Maximum, denn nach ein, zwei Seiten bin ich erschöpft. Daran merke ich, dass ich nicht hauptberuflich Autorin bin. Es fühlt sich anstrengend an, weil ich das nicht so oft mache. Ich muss mir auch die Zeit fürs Schreiben freihalten, das kostet manchmal Überwindung.

Hast du feste Schreibzeiten?

Nein, aber ich muss das Schreiben auf meine To-do-Liste setzen. Dann wird das Telefon ausgeschaltet und ich muss ungestört sein. Das schaffe ich auch nicht jeden Tag, sondern ein, zwei Stunden in der Woche. So dauert es natürlich mehrere Wochen, bis die Geschichte fertig ist. Die Hauptarbeit ist dann immer das Kürzen.

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Welche Erkenntnisse hast du über das Schreiben von Kinderbüchern gewonnen?

Ich schreibe für kleine Kinder von 4-5 Jahren bis zum Ende der Grundschulzeit. Für Ältere sind Tierfiguren nicht mehr interessant. Ich habe festgestellt, dass man beim Schreiben für diese Altersgruppe nicht zu sehr auf innere Vorgänge und Emotionen eingehen sollte. Ansonsten steigen die Kinder beim Vorlesen schnell aus. Man kann schreiben, dass der Igel traurig ist. Aber dann findet keine lange Verarbeitung statt, sondern es wird schnell etwas gemacht, damit er wieder fröhlich ist.

Hast du dich bewusst fürs Selfpublishing entschieden?

Für das erste Buch habe ich Verlage gesucht. Ich hatte einen gefunden, aber da war das Angebot so schlecht: Man hätte mir ein Honorar von 200 Euro und eine Beteiligung von 10% auf den Netto-Verkaufspreis von 10-12 Euro gezahlt.

Ein zweiter Verlag hatte mir erst abgesagt, und als ich den Selfpublishing-Prozess gestartet hatte, kam plötzlich doch eine Zusage. Dort wusste eine Hand nicht, was die andere tut. Im Nachhinein bin ich froh, dass es nicht geklappt hat, denn ich habe dann ein Buch von diesem Verlag gesehen, das voller Fehler war. Mir war klar, dass ich meine Bücher bei unseren Konzerten gut verkaufen kann. Deswegen dachte ich, das mache ich einfach selber.

Bei welchem Selfpublishing-Anbieter bist du gelandet?

Bei keinem. Print-on-Demand hätte ich gern gemacht, aber das wäre mit den Farbzeichnungen viel zu teuer geworden. Da hätte mein Buch ohne Marge 25 Euro gekostet – egal, ob bei BOD, tredition oder epubli. Weil ich wusste, dass ich über die Konzerte eine Abnehmerschaft hatte, bin ich direkt über eine Druckerei gegangen. Dabei ist die Marge okay.

Als unbekannte Autorin ohne Leserschaft hätte ich mir vermutlich nicht 1000 Bücher in den Keller gestellt. Aber für mich hat das Konzept so funktioniert: Von Hurra, wir spielen ein Konzert haben wir gerade die 3. Auflage bestellt. Wir hatten mit den „Twiolins“ auch schon eine Website, einen Webshop und einen Newsletter. Da kamen die Bücher nur noch oben drauf. Ich kann allen Autor:innen nur empfehlen, eine Website und einen Shop aufzubauen, damit man seine Fans selber beschicken kann.

Was ist dein liebster Schreibtipp?

Erstmal machen! Eine Idee finden und dann einfach loslegen. Verbessern kann man auch hinterher. Man sollte auch nicht lange überlegen, ob jemand die Geschichte braucht, oder ob es so etwas schon gibt. Denn selbst wenn es etwas Ähnliches schon gibt, findet sich auch für einen selbst immer eine Leserschaft.

Die beiden Kinderbücher Hurra, wir spielen ein Konzert und Trau dich, kleine Maus von Marie-Luise Dingler kannst du im Twiolins-Shop bestellen. Folge den „Twiolins“ auch auf Facebook und Instagram.

Foto: Christoph Asmus

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