Modernes Märchen für Erwachsene im Selfpublishing

Nic Kruska alias Sigune Reichardt® hat kürzlich den Roman Kays Quest – eine fantastische Reise ins Wohin herausgebracht. Im Interview sprechen wir darüber, wie dieses Buch entstanden ist und was das Selfpublishing manchmal schwierig macht. Außerdem erzählt Nic, wie uns Gateless Writing beim Schreiben helfen kann, und teilt einen originellen Schreibtipp …

Nic, wie bist du zum Schreiben gekommen?

In der sechsten Klasse habe ich eine Geschichte über einen australischen Wildhund in mein Schulheft geschrieben und meinem Deutschlehrer gezeigt. Der hat mich ausgelacht und danach habe ich lange nicht kreativ geschrieben. Später habe ich dann Anglistik, Amerikastudien und Germanistische Mediävistik studiert.

Mit Anfang dreißig habe ich wieder angefangen, Geschichten zu schreiben, um mir über einige Dinge Klarheit zu verschaffen. Und da habe ich gemerkt, dass das funktioniert wie eine Therapie – und dass auch andere meine Texte gut fanden. Ich habe meine Magisterarbeit über das Thema „populärer zeitgenössischer Artusroman“ geschrieben und dabei angefangen zu träumen: von meinem eigenen Historienroman. Erst dachte ich, dabei würde es um König Artus und das englische Mittelalter gehen. Aber erstens kommt es anders …

Worum ging es dann in deinem ersten Roman?

Ich war bis dahin gläubig geworden und fand mich gedanklich plötzlich im Römischen Reich wieder, genauer: zur Zeit der ersten Christen. Immer wieder habe ich mich gefragt, was diese Menschen dazu bewegt haben mag, den christlichen Glauben anzunehmen – trotz der zu erwartenden Komplikationen und obendrein von diesem Menschen Paulus, der mir so schräg und nervig erschien. Und so ist mein erstes Romanprojekt entstanden. Von meiner ersten Recherchereise nach Korinth bis zur Veröffentlichung dauerte es dann mehr als zehn Jahre.

Mittlerweile hast du einen zweiten Roman geschrieben, der kürzlich erschienen ist: Kays Quest. Erzähl uns davon.

Den zweiten Roman habe ich unter dem offenen Pseudonym Sigune Reichardt® veröffentlicht, weil es ein völlig anderes Genre ist. So bin ich also die eine Person, die historisch schreibt, und die andere, die mit magischem Realismus schreibt. Das macht mir so viel Spaß, dass ich das unbedingt weiter machen möchte.

In Kays Quest geht es um eine Frau Mitte vierzig. Sie hat es sich in ihrem ganz normalen Leben eingerichtet, ist heteronormativ verheiratet, hat ihren Bürojob und ist in einer evangelikalen Gemeinde aktiv. Eines Tages lernt sie eine deutlich jüngere Frau namens Bridget kennen und ist hin und weg von ihr. Plötzlich stellt sie alles in Frage, was ihr Leben ausmacht. Sie entschließt sich zu einem Sabbatical in Schottland und lernt sich endlich selbst kennen.

Im Kern geht es also um Selbstfindung?

Das ist das zentrale Thema. Natürlich spielt auch die lesbische Liebesgeschichte eine wichtige Rolle. Vor allem aber geht es um Kays Auseinandersetzung mit sich selbst und mit Gott. Deswegen ist sie auch allein auf dem Cover abgebildet.

Wie ist die Idee zu diesem Roman entstanden?

Ich war selbst aus dem evangelikalen Umfeld ausgestiegen und hatte keine Gemeinschaft mehr. Sie hatte mir Halt geboten, aber es waren Bedingungen dabei, die ich nicht mehr erfüllen konnte oder wollte. Alle ruderten im Takt. Und wenn ich Fragen stellte, wurde mir vorgeschlagen, gemeinsam darüber zu beten, damit ich aus meiner „Rebellion“ wieder in den „Gehorsam“ zurückfinde.

Ich wusste damals nicht mehr, woran ich glauben sollte. Und da Spiritualität in meinem Leben einen wichtigen Stellenwert einnimmt, dachte ich: Ich habe ja schon mal einen Roman geschrieben und mich damit den ersten Christ:innen angenähert. Dann schreibe ich jetzt einen zweiten Roman. Vielleicht hilft er mir, mich selbst zu verstehen. Mein Wunsch war also, zusammen mit Kay, meiner Protagonistin, herauszufinden, wer ich bin und was ich eigentlich will.

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Warum hast du dich entschieden, Kays Quest im Selfpublishing zu veröffentlichen?

Ich wollte mein eigenes Ding machen, das war mir bei diesem Buch besonders wichtig. Natürlich hatte ich auch Berater:innen – da gehörst du dazu – und hatte ein professionelles Lektorat und Korrektorat. Die meisten Ratschläge habe ich angenommen, aber eben nicht alle.

Auch die Cover-Illustration war mir wichtig. Die war schon lange vor dem Roman fertig. Ich habe immer wieder drauf geguckt und bin irgendwann dahinter gekommen, wo mein Weg hingeht – wobei Kays Weg am Ende noch offen ist. Ich wollte nämlich nicht, dass der Eindruck entsteht, ich würde meinen neuen für grundsätzlich „besser“ halten als den alten. Auf diese Autonomie wollte ich nicht verzichten, nur um eventuell die Wertschätzung zu bekommen, die man als Verlagsautorin kriegen könnte.

Was sind für dich die Herausforderungen beim Selfpublishing?

Hauptsächlich die Selbstvermarktung. Mich hinzustellen und zu sagen: „Kauft mein Buch, es ist ganz toll!“, liegt mir nicht. Genau das nimmt dir ein Publikumsverlag ab.

Du warst auch schon beim Gateless Writing dabei. Hat sich das auf dein Schreiben ausgewirkt?

Es hat mich gestärkt. Als ich damals meinen Historienroman geschrieben habe, habe ich einige Kurse im kreativen Schreiben belegt. Dabei musste man eben in Kauf nehmen, dass man ständig darauf hingewiesen wurde, was an den Texten alles nicht so toll ist.

Am Anfang war ich skeptisch, ob dein Ansatz – dieses „lasst uns alle nett zueinander sein“ – wirklich etwas bringt. Und dann habe ich gemerkt: Dieses wertschätzende Feedback bringt sogar viel mehr!

In deinen Feedback-Sessions habe ich oft Textstellen vorgelesen, mit denen ich etwas Bestimmtes erreichen wollte. Die anderen haben darin aber etwas ganz anderes wahrgenommen. Das hat mir gezeigt, dass ich loslassen muss. Ich kann die Lesenden nicht so manipulieren, dass ich eine bestimmte emotionale Wirkung erziele. Ein guter Text kann und darf unterschiedliche Sachen hervorrufen. Das habe ich bei dir gelernt.

Wem würdest du Gateless Writing empfehlen?

Vor allem unsicheren Schreiberlingen. Jenen, die denken: „Ich würde gern schreiben, aber kann ich das denn auch?“ Ich glaube, von der Sorte gibt es sehr viele. Mir ging es ja auch so. Ich hatte keine Lust mehr darauf, dass man auf den Texten herumhackt, wie das in einem normalen Schreibkurs oft der Fall ist. Und dann bin ich bei deinen Feedback-Sessions hängen geblieben.

Was mir auch richtig gut gefallen hat, war dein Microfiction-Kurs. Da habe ich wirklich gute Tipps bekommen, um mich kurzzufassen. Das kann ich allen empfehlen, denen das auch so schwerfällt wie mir. Wenn ich den Kopf ein bisschen freier habe, melde ich mich auch nochmal zu einem an

Was ist dein liebster Schreibtipp?

Ich habe mich mit der Typenlehre nach dem Myers-Briggs-Modell befasst, das auf den Psychiater C.G. Jung zurückgeht. Dazu gibt es einen Test zu den 16 Persönlichkeitstypen.

Sobald ich meine Figuren angelegt und ein Stück weit entwickelt habe, lasse ich sie diesen Persönlichkeitstest durchlaufen. Ich weiß dann ganz genau, wie sie ticken und welchem Typ sie angehören. Daraus ziehe ich Infos für meine Dialoge und verfeinere ihren Umgang miteinander.

Kays Quest – eine fantastische Reise ins Wohin von Sigune Reichardt® ist bei Amazon für 22,70 Euro erhältlich (E-Book: 15,90 Euro). Gedruckte Exemplare mit gleichem Inhalt und einem früheren Titel können für 10 Euro + Versand per E-Mail bestellt werden (solange der Vorrat reicht). Weitere Infos findest du auf Sigune Reichardts Website und Instagram-Account.

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