„Dein Weg zum Journaling?“ So lautet der Aufruf einer aktuellen Blogparade von Valeska Stein. Sie fragt unter anderem, wie wir zum Journaling gefunden haben, welche Impulse wir dafür nutzen und wie viele Tagebücher wir besitzen. So viele spannende Fragen. Wie war das also bei mir? Das erzähle ich dir in diesem Beitrag.
Mein erstes Tagebuch hatte einen Einband aus blauem Blümchenstoff. Ich bekam es zum zehnten Geburtstag und seine schneeweißen Seiten warteten nur darauf, von mir mit vorpubertären Gedanken gefüllt zu werden. Sicherheit gab mir das kleine Schloss, denn so konnte garantiert niemand mir nachschnüffeln! (Viele Jahre später musste ich es aufbrechen, denn ich hatte den Schlüssel verbummelt …)
Alltagsfrust verarbeiten
Ich füllte eifrig Seite um Seite. Nicht täglich, aber immer dann, wenn mich etwas beschäftigte. Wenn ich heute wieder darin blättere, wird mir klar: Das waren vor allem negative Dinge! Ich schrieb über meinen Frust mit der Zahnspange, die verhauene Mathearbeit, den Streit mit meiner besten Freundin oder die unerfüllte Schwärmerei für den Nachbarsjungen.
Dem ersten Blümchentagebuch folgten karierte schwarz-rote Kladden (ich kann mich nicht erinnern, dass es das tolle „dotted-Format“ damals schon gab). Ich „personalisierte“ sie jeweils mit anderen Stickern und versteckte sie gut, denn sie hatten keine Schlösser.
Gedanken festhalten
Im Studium musste ich dann so viel schreiben, dass ich kein Bedürfnis mehr verspürte, Tagebuch zu führen. Ein Heft reichte damals locker mehrere Jahre lang, denn ich machte darin nur gelegentlich meinem Ärger über unangenehme Profs oder lästige Alltagssituationen Luft.
Meine frühen Tagebücher dienten also vor allem dem Zweck, meine Gedanken festzuhalten und Alltagsprobleme zu verarbeiten. Rückblickend habe ich da wohl einiges an Potenzial verschenkt, denn mittlerweile weiß ich: Journaling kann so viel mehr!
Stimmungen tracken
Da gibt es zum Beispiel:
- Dankbarkeitsjournals, in denen wir festhalten, worüber wir dankbar sind, um eine positive Einstellung zu entwickeln
- Reisejournals, in denen wir unsere Trips festhalten und Erinnerungsstücke einkleben
- Traumtagebücher, in denen wir unsere Träume analysieren, um uns mit unserem Unterbewusstsein zu verbinden
- Mood Journals, in denen wir unsere Stimmungen über einen längeren Zeitraum beobachten und damit umgehen lernen
- Bullet Journals, in denen wir mit Listen und Trackern die Termine, Notizen oder Ziele in unserem Alltag organisieren
- Lesejournals, in denen wir über gelesene Bücher nachdenken und Lieblingszitate festhalten
- Art Journals, in denen wir unsere Texte mit Zeichnungen, Collagen oder Fotos verbinden
Und das ist nur eine kleine Auswahl dessen, wofür Menschen heutzutage das Journaling nutzen. Viele Techniken sprechen auch diejenigen an, die sonst gar nicht kreativ oder literarisch schreiben. Im Internet findet man Listen mit hilfreichen Impulsfragen, mit denen man dem Journaling eine Richtung geben kann. Schreibwarenläden und Buchhandlungen verkaufen Bullet Journals für jeden Geschmack, und es gibt sogar eigene Bastelkurse dafür.
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Morgenseiten schreiben
Nach langer „Tagebuch-Schreibflaute“ habe ich (endlich) das regelmäßige Journaling wiederentdeckt: Vor ein paar Jahren lernte ich in einem Schreibseminar die „Morgenseiten“ kennen. Die Autorin Julia Cameron beschreibt diese Methode in ihrem Klassiker Der Weg des Künstlers: Dabei schreibt man handschriftlich gleich nach dem Aufstehen drei DIN A4-Seiten einfach runter. So fließt der Bewusstseinsstrom aufs Papier, ohne dass wir über Thema, Stil oder gar Rechtschreibung nachdenken. Und auch wenn ich es nicht lange durchhielt, täglich Morgenseiten zu schreiben, wurde ich mir damit klarer über meine Ziele, Träume und Wünsche.
Heute nutze ich Journaling-Techniken längst nicht mehr nur dafür, meinen Alltagsfrust abzulassen, sondern ich reflektiere damit regelmäßig meinen privaten und beruflichen Weg. Manchmal arbeite ich mit gezielten Journaling-Fragen, zum Beispiel am Jahresende. (Einige der Impulse, die ich dafür nutze, findest du in diesem Blogbeitrag.) Ansonsten schreibe ich einfach frei drauflos, meistens mit einem Zeitlimit von 15 Minuten, und halte fest, was mir durch den Kopf geht.
Schreiben mit Bewegung verbinden
Ich habe mittlerweile einige Journaling-Methoden ausprobiert, aber auch wieder verworfen. Ein schickes Bullet Journal zu führen, schien mir verlockend, war mir aber letztlich zu aufwendig. Auch mein Lesejournal ist bisher lückenhaft geblieben. Auf Reisen schaffe ich es nicht, jeden Tag zu schreiben, versuche aber immerhin, besondere Eindrücke in einem Haiku festzuhalten.
Vor ein paar Wochen habe ich als Teilnehmerin erstmals in einem Workshop „Yoga und Journaling“ ausprobiert und bin begeistert: Bewegung, Schreiben und Entspannung lassen sich nämlich wunderbar kombinieren. An diesem Zugang werde ich sicher dranbleiben!