Wie geht wertschätzendes Textfeedback?

„Natürlich gibt es da noch ein paar Baustellen …“, sagte die Hobbygeigerin entschuldigend. Sie hatte gerade in privater Runde etwas vorgespielt und war über ein paar Takte gestolpert. Einer der Anwesenden verzog die Mundwinkel: „Das war keine Baustelle. Das war ein Totalschaden!“ Das enttäuschte Gesicht der Geigerin sprach Bände: Der Tiefschlag hatte gesessen.

Vielleicht ist dir schon einmal etwas Ähnliches passiert? Ich kenne dieses Gefühl jedenfalls gut. Beim Musizieren wie beim Schreiben zeigen wir viel von uns selbst und sind besonders verletzbar

Kritik sagt viel über den Kritiker aus

Wenn uns ein destruktiver Kommentar kalt erwischt, können wir oft nichts ausrichten. Natürlich können wir die Person darauf ansprechen oder an unserer Schlagfertigkeit arbeiten. Verletzt fühlen wir uns vermutlich trotzdem.

Es kann helfen, sich bewusst zu machen, das Kritik immer nur eine subjektive Meinung ist und keine objektive Wahrheit. Sie betrifft „nur“ unser Werk und nicht uns selbst. Und häufig sagt die Kritik mehr über den Kritiker aus als über unser Werk.

Fehlendes Einfühlungsvermögen. Geringer Sachverstand. Überzogene Ansprüche. Blanker Neid. Mangelndes Selbstwertgefühl. Schlechte Laune. Das alles kann dahinter stecken, wenn jemand meint, unser kreatives Schaffen ungefragt abwerten zu müssen.

Kein negatives Textfeedback für Entwürfe

Das Fatale daran ist: Eine vernichtende Kritik führt oft dazu, dass wir uns blockiert fühlen. Wir verlieren die Leichtigkeit in unserem Tun und entwickeln Selbstzweifel.

Das ist ganz natürlich: Die Hirnforschung belegt, dass schon die Erwartung von Kritik unsere Kreativität hemmt. Logisch: Um kreativ zu sein, müssen wir uns entspannen. Und wie entspannt können wir sein, während wir uns innerlich für den nächsten Tiefschlag wappnen? Tja.

Wenn wir unsere ersten Entwürfe zu Papier bringen, sollten wir uns daher negatives Textfeedback ersparen. Von diesem positiven Ansatz profitieren Schreibende beim Gateless Writing: Dabei wird jeder Rohentwurf vorgelesen und danach liebevoll in der Runde begrüßt. Wir spiegeln einander nur das zurück, was uns an den Texten gefällt.

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An welchen Stellen hat uns die Geschichte besonders berührt? Welche Formulierungen waren gelungen? Mit dieser Art des Feedbacks erkennen die Schreibenden, wo ihre Stärken liegen. Sie gewinnen Selbstvertrauen und bewahren sich ihre Schreibfreude. Und sie können entspannt drauflos schreiben, denn sie können sich auf den geschützten Raum verlassen.

Wenn ich von Gateless Writing erzähle, werde ich manchmal gefragt: „Aber was soll man sagen, wenn man einen Text einfach schlecht findet? Was, wenn ein Text wirklich schlecht ist?“

Stärkendes Textfeedback …

Ich antworte dann immer: „Wenn du deinen Blick gezielt darauf richtest, wirst du an jedem Text etwas finden, das gut funktioniert! Eine Stelle, an der du schmunzeln musstest. Eine Figur, mit der du dich identifizieren konntest. Eine Geschichtenidee, die du originell fandst.“

Ich habe beim Gateless Writing schon viele Texte gehört, verfasst von Schreibenden mit unterschiedlichen Erfahrungen und Vorkenntnissen. Jeder dieser Texte war einzigartig und alle in der Gruppe konnten etwas Schönes daran erkennen und benennen. Diese Form des Textfeedbacks funktioniert immer.

… ist keine „Lobhudelei“

Vor vielen Jahren hat eine Klavierlehrerin einmal zu mir gesagt: „Oooh, das Stück haben Sie aber toll gespielt, damit könnten Sie jetzt glatt bei einem Amateurwettbewerb mitmachen!“ Ich habe sofort gespürt: Das war purer Unsinn. Eine alberne Lobhudelei, die absolut nicht angemessen war.

Das machen wir beim Gateless Writing nicht. Wir loben einander nicht über den grünen Klee, indem wir sagen: „Oooh, du bist aber eine tolle Schriftstellerin, mit diesem Text gewinnst du garantiert einen Schreibwettbewerb!“

Was wir stattdessen tun, ist: Auf die individuellen Stärken zu achten und konkret aufzuzeigen, was gut funktioniert hat. Mit diesen Erkenntnissen können die Schreibenden ihre Texte weiterentwickeln. Sie können den kreativen Flow unbeschwert genießen und haben einfach Lust, am Schreiben dranzubleiben. Und darauf kommt es an.

Du möchtest stärkendes Textfeedback erleben? Dann schau bei meinen virtuellen Schreibworkshops vorbei oder gönn dir einen Schreiburlaub. In entspannter Runde zeigen wir dir dabei auf, was an deinen Texten gut funktioniert. Du erfährst, was dein Schreiben einzigartig macht, bekommst neue Ideen und tankst frische Schreibenergie!

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